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Hintergründe Mauerfall

(Jänen, Johannes: Hintergründe Mauerfall. LernNetz Deutsch. 24.10.1999. 27.10.1999, <http://skol1.telia.se/TIS/tyska/hintergr.htm>.)
Hintergründe
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von der russischen Besatzungsmacht im östlichen Teil Deutschlands ein sozialistischer Staat errichtet. Die Macht in diesem Staat sollte dem Proletariat, den Arbeitern und Bauern also, gehören. 1949 wurde offiziell die DDR gegründet. Die gesamte Wirtschafts - und Kulturpolitik wurde an der Ideologie der UdSSR ausgerichtet. Dem ostdeutschenVolk wurde versprochen, dass alle Produktionsmittel ihnen gehören sollten.
Umfassende Sozialpläne wurden erstellt. Es wurden Gesetze erlassen, die jedem Bürger einen Arbeitsplatz und kostenlose medizinische Versorgung garantierten. Um eine Erhöhung des Lebensstandards zu erreichen, wurden die Grundnahrungsmittel und Konsumgüter vom Staat subventioniert.
Der Verwaltungsapparat der DDR-Gesellschaft wurde mit der Zeit mehr und mehr ausgeweitet. Von diesem Apparat wurden viele unproduktive Bürokraten, Parteifunktionäre und ein riesiger Sicherheitsapparat (die "Stasi") finanziert. Ausserdem wurde systematisch am wirklichen Bedarf der DDR-Bürger vorbeigeplant und produziert, wodurch Engpässe in der Versorgung entstanden. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs. Viele Menschen kehrten dem Staat den Rücken und flohen in den westlichen Teil Deutschlands. Deswegen wurde von der DDR-Regierung ein Plan entworfen, der die Bürger an der Flucht hindern sollte. In Berlin wurde eine Mauer gebaut. Die gesamte Grenze nach Westdeutschland wurde gesichert. Es wurden Wachttürme aufgestellt und Stacheldrahtzäune errichtet. Auch wurde Schiessbefehl auf diesem "Todesstreifen" erlassen.
Das ganze System wurde so organisiert, dass Opposition schon im Ansatz erstickt werden konnte. Andersdenkende, wie zum Beispiel der Liedermacher Wolf Biermann und der Journalist Rudolf Bahro, wurden verurteilt oder ausgebürgert. Oppositionelle, die sich mit ihnen solidarisch erklärten, wurden mit Berufsverboten belegt, bespitzelt, verhaftet und in den Westen abgeschoben. Die Lebensbedingungen wurden immer unerträglicher. Deswegen wurde von Michail Gorbatschow versucht, mit Hilfe von "Glasnost" und "Perestroika" das kommunistische System zu reformieren. Zeitgleich wurden auch in Polen Demokratisierungsversuche durchgeführt. Es wurde immer offensichtlicher, dass der Sozialismus ökonomisch zum Scheitern verurteilt war.
In der führenden Partei der DDR, in der SED, wurden jedoch keine Anstalten getroffen, das sozialistische System zu reformieren. So verlor die Partei mehr und mehr den Kontakt zur Bevölkerung.
In der evangelischen Kirche trafen sich deswegen zunehmend die DDR-Bürger, um alternative Sozialismusideen zu diskutieren. Bürgerrechtsinitiativen wurden gegründet. Als Ungarn im September 89 seine Grenzen öffnete, nutzten das viele DDR-Bürger zur Flucht. Bundesdeutsche Botschaften in Ostberlin, Prag und Budapest wurden besetzt. Reisefreiheit wurde gefordert.
Die Regierung wurde vom Volk gezwungen, Zugeständnisse zu machen. Viele Botschaftsbesetzer durften ausreisen , weil sie "das Land verraten" hatten. In allen Städten wurden Massendemonstrationen durchgeführt, bei denen Reformen von den Bürgern gefordert wurden. Anlässlich der Festveranstaltung zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR wurde vor Ausschreitungen gewarnt. Man drohte mit einer Reaktion des Staates im "chinesischen Stil".
Trotzdem wurden die Demonstrationen fortgesetzt. Die Opposition rief zum Dialog und zur Gewaltfreiheit auf. Diszipliniert und entschlossen demonstrierten Hunderttausende in allen Städten der DDR unter der Parole "Wir sind das Volk". Das SED-Regime verzichtete auf den Einsatz militärischer Gewalt. Am 7.11.89 wurde offiziell der Rücktritt der DDR- Regierung bekanntgegeben. Am 9.11.89 fiel die Mauer.

Zur Geschichte

(Kurz, Horst: Zur Geschichte. DDR (1949-1990). 26.01.1999, 25.10.1999, <http://www2.gasou.edu/facstaff/hkurz/geo/ddr.htm>.)
1945 Bedingungslose Kapitulation des 3. Reiches. Die Alliierten Streitkräfte (USA, Frankreich, England und Rußland) übernehmen mit der Berliner Deklaration die Regierungsgewalt in Deutschland, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt wird. Berlin wird in vier Sektoren geteilt.
1946 Zusammenschluß der SPD und KPD zur SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) in der sowjetischen Besatzungszone (Vorsitz: Walter Ulbricht).
1948 Geplante Währungsreform für Deutschland wird von der UdSSR abgelehnt und nur in den drei Westzonen durchgeführt. In der Ostzone wird eine eigene Reform durchgeführt.
1949 Die SED wird nach dem Vorbild der KPdSU neu strukturiert, eine neue Verfassung wird im Mai vom Volkskongress angenommen. Die Deutsche Demokratische Republik wird am 7. Oktober gegründet (im ehemaligen Ostsektor = von der UdSSR besetzten Gebiet [daher ex-"SBZ/Sowjetische Besatzungszone"; auch Ost-Deutschland (vorwiegend im Ausland; BILD-Zeitung (Springer-Presse): "DDR" [immer in Anführungszeichen]). Ministerpräsident: Otto Grothewohl; Präsident: Wilhelm Pieck. Koalitionsregierung aus SED, CDU, LDP und NPD. Die Westzonen werden zur Trizone zusammengeschlossen, ein vorläufiges Grundgesetz schafft die Bundesrepublik Deutschland. Besatzungsstatus tritt in Kraft.
1950 Im Görlitzer Abkommen erkennt die DDR die Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Grenze an und schließt ein Freundschaftsabkommen mit Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Aufnahme in den RGW (= Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Ostblockstaaten; COMECON [COMmonECONomy]).
1951/52 Die Westmächte beenden formell den Kriegszustand mit Deutschland.
1952 Die Länder werden in Bezirke umorganisiert
1953 Arbeiteraufstand
1954 Die DDR wird von der Sowjetunion als souveräner Staat anerkannt (nominelle Unabhängigkeit). Anerkennung der Regierung der BRD als einzige rechtmäßige Regierung Deutschlands durch die Westmächte.
1955 Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der UdSSR durch die BRD. Die DDR wird Mitglied des Warschauer Pakts (der als Gegengewicht zur NATO gegründet wurde).
1956/57 Die DDR stellt eigene Streitkräfte auf (Nationale Volksarmee). Einführung eines 'Paßgesetzes' zur Verhinderung von Republikflucht.
1958 UdSSR verlangt ultimativen Abzug der Besatzungstruppen und eine entmilitarisierte Zone Berlin, die Westmächte lehnen das Ultimatum ab.
1961 Errichtung der Berliner Mauer um Fluchtbewegung zu stoppen (vorwiegend Mauer in/um Berlin, Zaun für die Landesgrenze). Befehl des Waffengebrauchs zur Verhinderung der Flucht. Verstärkung der Überwachung der deutsch-deutschen Grenze. Abschluß der landwirtschaftlichen Kollektivierung.
1963 Passierscheinabkommen für Berlin.
1967/68 Beteiligung am Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei.
1969 Walter Ulbricht tritt zurück; sein Nachfolger wird Erich Honecker.
1973 Abschluß des ersten Staatsvertrags zwischen der BRD und der DDR (Anerkennung der Gleichberechtigung beider deutscher Staaten und der Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen). Aufnahme in die UNO (beider Staaten).
1989 Bedingt durch den politischen Wandel in der Sowjetunion werden auch in der DDR Kräfte gegen die sozialistische Staatsstruktur gestärkt; es kommt zur Massenflucht. Am 9. November 1989 wird unter dem inneren und internationalen Druck die Grenze zur BRD und die Berliner Mauer geöffnet. Zentralkommitee und SED werden aufgelöst.
1990 Wahl von Lothar de Maizière zum Ministerpräsidenten (18. März). Am 2. Juli treten Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion in Kraft. Am 3. Oktober wird durch den Beitritt der DDR zur BRD ein geeintes Deutschland geschaffen.

Der lange Weg zum Fall der Mauer

(Jakubetz, Christian: Der lange Weg zum Fall der Mauer. 10 Jahre Fall der Mauer. 1999. 24.10.1999, <http://www.zdf-msnbc.de/news/28027.asp>.)
2.MAI 1989: Die ersten Löcher im Eisernen Vorhang: Ungarische Grenzsoldaten beginnen damit, den Grenzzaun zu Österreich abzubauen. Die Bilder der mit Drahtscheren ausgerüsteten Soldaten gehen um die Welt, Experten prophezeien dem Kommunismus im Osten Europas langfristig Probleme.
10. AUGUST: Nach dem Abbau der Grenze wird Ungarn immer mehr zum Schlupfloch für DDR-Flüchtlinge. Über Ungarn und Österreich erreichen sie die Bundesrepublik. Nach inoffiziellen Angaben haben sich seit Mai bereits 1600 DDR-Bürger abgesetzt.
21. -24. AUGUST: Erster Höhepunkt der Flüchtlingswelle: Alleine am 21. August erreichen bis zum Nachmittag 400 Flüchtlinge den Westen. Täglich fliehen gleichzeitig hunderte DDR-Bürger. Budapest verweigert der DDR die Gefolgschaft. Am 24. August reisen 108 Flüchtlinge aus der Botschaft in Budapest mit Rot-Kreuz-Papieren nach Österreich aus. Die spektakuläre Aktion geht vonstatten, ohne dass die DDR ihr Einverständnis erklärt.
1. SEPTEMBER: Die Bundesrepublik bereitet sich auf den Ausnahmezustand vor. Im ganzen Land werden Turnhallen zu Notunterkünften umgewandelt, entstehen ganze Zeltlager und andere Provisorien, um die Flüchtlinge aufnehmen zu können.
4. SEPTEMBER: Beginn der Friedensgebete, aus denen später die Montagsdemos werden. Die Demonstrationen, die später die Hilfslosigkeit des SED-Regimes der ganzen Welt vor Augen führen werden, beginnen im vergleichsweise bescheidenen Umfang. Mehrere hundert Menschen protestieren in der Leipziger Nikolaikirche. Die von ihnen an den Kirchenmauern befestigten Transparente (”Wir wollen raus”; ”Stasi raus”) gelten weltweit als Beleg für die zunehmende Schwäche des Regimes.
7./ 8. SEPTEMBER: Massenflucht aus der DDR. Alleine in den ungarischen Flüchtlingslagern halten sich über 6000 DDR-Bürger auf. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR richtet einen offenen Brief an Erich Honecker. Kernforderung: ”Offene und wirklichkeitsnahe Diskussionen”. Die SED lässt sich jedoch auf keine öffentlichen Diskussionen ein, distanziert sich zudem deutlich von der Reformtendenzen in der UdSSR.
10./11 SEPTEMBER: Erneute Schwächung des SED-Regimes. Ungarn kündigt am Abend an, um Mitternacht die Grenzen für alle DDR-Flüchtlinge zu öffnen. Punkt 0 Uhr gehen die Schlagbäume nach oben. Das erste Auto aus der DDR trifft um 3.20 Uhr in der bayerischen Grenzstadt Passau ein. Die Massenflucht nimmt historische Ausmaße an: Über 5000 DDR-Bürger verlassen an diesem Tag Ungarn.
12. - 16. SEPTEMBER: Auch innerhalb der politischen Landschaft der DDR formiert sich der Protest. Das ”Neue Forum” gründet sich, ebenso wie andere Oppositionsgruppierungen. Selbst in den Blockparteien wird erstmals seit der Gleichschaltung auch öffentlich der Ruf nach Reformen laut.
18. SEPTEMBER: Nachdem die SED die Ausreise nach Ungarn zusehends erschwert, versuchen immer mehr DDR-Bürger, ihre Flucht über die CSSR oder Polen zu erwzingen. DDR-Flüchtlinge versuchen, über den Zaun in die Botschaft der Bundesrepublik in Prag zu kommen In den Botschaften sammeln sich die ersten Flüchtlinge, alleine in Prag sind es 400. Die Protestbewegung in der DDR muss sich mit zunehmender Staatsgewalt auseinandersetzen. In Leipzig kommt es nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche zu Zusammenstößen zwischen den Kirchenbesuchern und der Polizei. Die Stasi geht mit brutaler Gewalt vor, über hundert Menschen werden ”zugeführt”, wie es im DDR-Jargon heißt. Es handelt sich dabei um nichts anderes als eine Festnahme...
21. SEPTEMBER: Zum ersten Mal signalisiert jetzt auch die SED ihre Bereitschaft zu Reformen. Öffentlich wird die Frage gestellt, warum es eine offenkundige Unzufriedenheit im Land gibt.
25. SEPTEMBER: In der Prager Botschaft halten sich inzwischen fast 1000 DDR-Bürger auf. In der DDR nehmen die Proteste trotz steigender Repressalien des Regimes weiter zu. Nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche ziehen rund 5000 Menschen durch die Stadt. Viele Passanten schließen sich dem Protestmarsch spontan an. Honecker empfängt Gorbatschow mit dem Bruderkuss zum 40. Jahrestag der SED.
30. SEPTEMBER: Nach einem Gespräch mit den Außenministern der UdSSR und der DDR zwei Tage zuvor reist Außenminister Genscher nach Prag. Am Abend gegen 19 Uhr kommt es zu einer Szene, die tagelang immer wieder von vielen Fernsehsender auf der ganzen Welt wiederholt wird: Auf dem Balkon der deutschen Botschaft stehen, verkündet Genscher, daß die inzwischen fast 4000 Menschen in den Westen ausreisen können. Nur die ersten Sätze Genschers sind zu verstehen, der Rest geht in einem ohrenbetäubenden Jubel unter. Um 20.50 Uhr fährt der erste Zug in Richtung Hof ab. Die Fahrt führt auch durch ein vorher nicht bekannt gegebenes Gebiet der DDR. Dennoch springen in Dresden Menschen auf den fahrenden Zug auf.
1.-5. OKTOBER: Die ersten ”legalen” Flüchtlinge aus der DDR - es sind rund 7000 - treffen in Hof und in Helmstedt ein. In der DDR wird der Ruf nach Reformen immer lauter; die Oppositionsgruppe ”Demokratischer Aufbruch” gründet sich. Aus den Friedensgebeten wird erstmals eine Großdemonstration. Rund 10.000 Menschen ziehen durch Leipzig. Es kommt zu teilweise brutalen Übergriffen der DDR-Staatsmacht. Am 3. Oktober stimmt die DDR zum zweiten Mal einer Massenausreise zu. Rund 8000 Menschen in Prag und in Warschau verlassen ihre Heimat. Tausende versuchen, sich gewaltsam Zugang zu den Sonderzügen zu verschaffen.
6./7. OKTOBER: 40. Jahrestag der SED. Gorbatschow nimmt an den Feiern in Ost-Berlin teil, wird von Honecker mit Bruderkuss empfangen. Der Empfang für den Reformer aus Moskau wird für ihn zum Triumphzug: Jugendliche jubeln ihm zu, rufen ”Gorbi, hilf uns”. In den Städten der DDR kommt es nicht zu an den ansonsten zu solchen Themen verordneten Jubelfeiern, sondern zu Massendemonstrationen. Sie werden zu den größten Protesten gegen das Regime seit dem 17. Juni 1953. Erneut geht die Polizei brutal gegen die Demonstranten vor. Gorbatschow sagt am 7. Oktober in Ost-Berlin einen Satz, der später zum geflügelten Wort wird: ”Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.”
9. OKTOBER: Die Proteste erreichen einen neuen Höhepunkt. 70.000 Menschen demonstrieren in Leipzig für Reformen. Erstmals lässt das Regime die Demonstranten gewähren und greift nicht ein.
10.-17. OKTOBER: Erich Honeckers Macht bröckelt. Erstmals wird er auch im Politbüro der SED mit dem Vorwurf konfrontiert, er lebe an der Wirklichkeit vorbei. SED-Chefideologe Kurt Hager spricht sich für Reformen aus, regimetreue Blätter veröffentlichen erstmals Leserbriefe, in denen offene Kritik geübt wird. Die ”Junge Welt” bringt erstmals in der Geschichte der DDR eine Gegendarstellung. In Leipzig gehen 120.000 Menschen auf die Straße - ungehindert von der Staatsgewalt.
18. OKTOBER: Die amtliche Nachrichtenagentur der DDR, ADN, meldet um 14.12 Uhr: Staatschef Erich Honecker tritt aus ”gesundheitlichen Gründen” von all seinen Ämtern zurück. Neuer Parteichef wird Egon Krenz. Er kündigt eine ”Wende” in der DDR an. Seine Berufung wird jedoch von den Oppositionellen abgelehnt. Erstmals macht der Begriff ”Wendehals” die Runde.
23.-29. OKTOBER: In allen großen Städten der DDR erreichen die Demonstrationen gegen das Regime einen neuen Höhepunkt. Alleine in Leipzig gehen nach inoffiziellen Angaben 300.000 Menschen auf die Straße. Krenz wird zum Staatsratsvorsitzenden gewählt; 12.000 Menschen demonstrieren noch am selben Abend friedlich gegen diese Wahl. Am 27. Oktober will der Staatsrat einlenken, verkündet eine Amnestie für Flüchtlinge und friedliche Demonstranten. Kanzler Kohl führt ein erstes, rund 20-minütiges Telefongespräch mit Krenz. Bei einer Massendemonstration vor dem Roten Rathaus in Berlin wird erstmals die Forderung nach dem Abriss der Mauer laut.
30. OKTOBER: Letzter Vorhang für den Scharfmacher: Karl-Eduard von Schnitzler, jahrzentelanger Fernsehpropagandist des Regimes, hat seinen letzten Auftritt. Er dauert nur fünf Minuten, in denen Schnitzler mitteilt, seine Sendung ”Der schwarze Kanal” werde nach 29 Jahren eingestellt.
1.-5. NOVEMBER: In den oberen SED-Etagen rollen die Köpfe: Harry Tisch (FDGB) Margot Honecker und Erich Mielke sind die bekanntesten unter ihnen. In Ost-Berlin demonstriert eine halbe Million Menschen. Die Abschlusskundgebung wird vom DDR-Fernsehen in voller Länge live übertragen. Es ist die größte Demonstration in der Geschichte der DDR. Unterdessen öffnet die CSSR mit Zustimmung der SED ihre Grenzen für Ostdeutsche. Der Eiserne Vorhang ist endgültig löchrig geworden. Am Ende dieser Woche kommen mehr als 10.000 DDR-Bürger auf allen nur denkbaren Wegen in die Bundesrepublik.
6./7. NOVEMBER: Jeder Bewohner der DDR hat künftig das Recht, ohne Beschränkungen 30 Tage im Jahr ins Ausland zu reisen - so sieht es das neue Reisegesetz der DDR vor, das am 6. November vorgelegt wird. Zu spät: Noch am selben Abend gibt es Demonstrationen für uneingeschränkte Reisefreiheit, am Tag darauf demonstrieren erstmals tausende Menschen vor dem Gebäude des SED-Zentralkomitees. Die DDR-Regierung unter Ministerpräsident Stoph tritt am 7. November zurück.
8. NOVEMBER: Ein Tag für die Geschichte: Das gesamte Politbüro der SED tritt zurück; ein Vorgang, den es im gesamten Ostblock bisher nicht gegeben hat. Der Dresdner Bezirkschef Hans Modrow soll neuer Ministerpräsident werden. Seit Öffnung der CSSR-Grenzen sind inzwischen über 40.000 Menschen in den Westen gekommen - ein Land blutet aus.
9. NOVEMBER: ”Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. Die Anträge werden kurzfristig erteilt.” - als das Politbüro-Mitglied Günter Schabowski um kurz nach 19 Uhr während einer Pressekonferenz diesen Satz spricht, da ahnt weder er noch sonst irgendjemand, dass Schabowski damit quasi den Untergang der DDR eingeläutet hat. Noch in der selben Nacht bricht der Grenzverkehr zwischen dem Osten und Westen Berlins zusammen, kapitulieren die DDR-Grenzer vor dem Ansturm zehntausender DDR-Bürger. Und wie um ein Symbol zu setzen, klettern hunderte Menschen an diesem Abend auf die Berliner Mauer. Umgekehrt können West-Berliner ungehindert in den Osten der Stadt spazieren. Die deutsche Teilung wird an diesem Abend faktisch aufgehoben...
10./11. NOVEMBER: Bundeskanzler Kohl unterbricht eine Auslandsreise, eilt nach Berlin. Willy Brandt sagt bei einer Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus: ”Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.” Unterdessen beginnt eine wahre Völkerwanderung: An den Grenzübergängen in die Bundesrepublik bilden sich Auto-Schlangen von bis zu 60 Kilometern, in West-Berlin kollabiert der Verkehr. Zehntausende Menschen feiern auf offener Straße. In der Nacht auf den 12. November wird unter dem Jubel tausender Zuschauer die Mauer am Postdamer Platz durchbrochen. Im Laufe des Tages werden über vier Millionen Visa für Westreisen ausgegeben.
13. NOVEMBER: Modrow wird neuer Ministerpräsident, zudem wird ein Untersuchungsausschuss gebildet, der Amtsmissbrauch und Korruption im SED-Regime aufklären soll. Der Druck der Straße wird zudem nicht geringer. 200.000 Menschen demonstrieren in Leipzig für weitergehende Reformen. Der Versuch, durch Betreuungsstellen für Rückkehrer die Flüchtlinge wieder in die DDR zurückzuholen, misslingt fast vollständig.
16./17./18. NOVEMBER: Weitere personelle Veränderungen im SED-Regime. Das ”Neue Deutschland” bekommt einen neuen Chefredakteur und verspricht mehr Offenheit und Aufgeschlossenheit. Zudem werden alle 15 Bezirksvorsitzenden der SED ausgewechselt. Die neue Regierung, die Ministerpräsident Modrow vorstellt, umfasst statt 45 lediglich 28 Mitglieder. Nur noch 17 kommen von der SED. Modrow verspricht der DDR eine ”demokratische Erneuerung”. Ökonomisch liegt die DDR inzwischen vollends am Boden, was am besten Ausdruck im Verfall der Währung findet. Für eine DDR-Mark gibt es in den Wechselstuben nur noch 5 Pfennige. Unterdessen reisen am Wochenende rund drei Millionen DDR-Bürger zu Einkäufen und Besuchen in den Westen. Das ”Neue Forum” fordert den Rücktritt von Egon Krenz und nennt ihn offiziell einen ”Wahlfälscher”.
20. NOVEMBER: Erstmals tauchen bei den Montagsdemonstrationen Transparente mit der Aufschrift ”Deutschland einig Vaterland” auf.
24. NOVEMBER: Das DDR-Fernsehen zeigt zum ersten Mal Bilder aus dem Funktionärs-Getto in Wandlitz. Zudem werden erstmals Gerüchte über die privaten Vermögen der SED-Größen bekannt.
28. NOVEMBER: Bundeskanzler Kohl legt in Bonn einen ersten Zehn-Punkte-Plan vor. Er denkt zunächst an ein Konförderations-Modell und gibt als Endziel die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vor. Die DDR weist den Vorschlag mit der Begründung zurück, die Wiedervereinigung stehe nicht auf der Tagesordnung. Statt dessen denkt die SED an eine Vertragsgemeinschaft beider deutscher Staaten.
3.-6. DEZEMBER: Nach nur 47 Tagen im Amt wirft Egon Krenz das Handtuch. Gemeinsam mit ihm treten auch das Politbüro und das ZK geschlossen zurück. Kurz zuvor hatte das ZK Erich Honecker und weitere elf Spitzenfunktionäre aus der Partei ausgeschlossen. Trotzdem gehen auch am Tag darauf wieder 150.000 Menschen auf die Straße. Am 6. Dezember tritt Krenz auch als Vorsitzender des Staatsrates zurück.
7. DEZEMBER: Nach dem Vorbild Ungarn und Polens beginnen nun auch in Ost-Berlin die Gespräche am ”Runden Tisch”. Wichtigste Entscheidung: Am 6. Mai 1990 sollen erstmals freie Wahlen zur Volkskammer stattfinden.
9. DEZEMBER: Gregor Gysi wird im Rahmen eines außerordentlichen Parteitages zum neuen Vorsitzenden der SED gewählt. Der Rechtsanwalt aus Ostberlin stellt einen radikalen Bruch mit der stalinistischen Vergangenheit der Partei in Aussicht.
10. DEZEMBER: Die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) beginnt.
18. DEZEMBER: Letzte Montagsdemonstration des Jahres 1989, erneut gehen in Leipzig über 100.000 Menschen auf die Straße. Immer lauter wird dabei auch die staatliche Einheit Deutschlands gefordert.
22. DEZEMBER: Noch ein Tag für die Geschichte: Das Brandenburger Tor ist wieder offen; Kohl und Modrow durchschreiten gemeinsam den neuen Übergang zwischen Osten und Westen Berlins.

Da wussten sie: Mit der DDR ist es vorbei

(Müller, Marion: Da wussten sie: Mit der DDR ist es vorbei. 07.10.1999. 27.10.1999, <http://www.welt.de/daten/1999/10/07/1007b01132382.htx>.)
Zwei Demonstranten erinnern sich an den 7. Oktober vor 10 Jahren in Ost-Berlin - Bürgerkriegsähnlicher Zustand im Zentrum. Von Marion Müller.
Heute gehen sie ins "Eckstein". Das ist die Kneipe in der Pappelallee, die mit ihren Fenstern zu ebener Erde, den einfachen Holztischen und Stühlen, einen Hauch jenes Lebensgefühls vermittelt, bei dem es weder Ankunft noch Abschied gibt. Carolin, die arbeitslose Ingenieurin, die heute abstrakte Bilder malt und von Sozialhilfe lebt, trifft sich "gelegentlich" mit Uwe. Der alte Freund aus dem Osten, der zuletzt sein Jurastudium abgebrochen hat und sich mit Kellner-Jobs über Wasser hält. Dann sitzen sie stundenlang beieinander, schlürfen Kakao oder Rotwein, rauchen Gitanes oder Gauloises, reden über früher oder heute. Zwischen früher und heute steht eine Demarkationslinie: zwischen dem Leben im Vorher und dem anderen im Jetzt. Die "Wende" ist der allgemeine Begriff. Doch während diese für viele "Wessis" eigentlich erst im November beginnt, sehen Carolin und Uwe den Punkt Null am 7. Oktober 89. An jenem Herbsttag läuft das Fass über. Aus Angst und Resignation wird Wut. Das ignorante und anmaßende Gebaren der Partei- und Staatsführung an diesem 40. Jahrestag der DDR wendet sich gegen sie selbst. Carolin, damals 22, erinnert sich, wie die Panzer mit schweren Ketten zu einer Militärparade über die Frankfurter Allee rollen. In ihrer Wohnung - nur wenige Meter von der Prachtstraße entfernt - vibrieren die Blumentöpfe auf dem selbstgezimmerten Regal, durch die schlecht isolierten Fenster dröhnt Marschmusik. Nachmittags trifft sie sich mit Freunden, gemeinsam wollen sie zum Alexanderplatz gehen. Wie jeden 7. des Monats gibt es dort ein "Protestpfeifen" gegen die Fälschung der Wahlergebnisse im Mai 89. An der Weltzeituhr stehen ungefähr hundert Leute. In der Hand halten sie Schilder auf denen ist "Neues Forum" und "Perestroika" geschrieben. In den angrenzenden Behrend-Häusern blinken die Kameras der Stasi. Am Himmel kreisen Hubschrauber. Doch im Gegensatz zu den vergangenen Monaten, als es der Stasi immer gelang, Kundgebungen im Keim zu ersticken, sind die Protestierenden diesmal von Schaulustigen wie in einem Kokon geschützt. Gegen 17.20 Uhr löst sich die Menge von der Weltzeituhr und geht in Richtung Palast der Republik. Von überall her strömen Menschen dazu. "Die Revolution geht los", dachte Carolin damals. Vor dem Palast der Republik, in dem sich Honecker mit internationalen Gästen und "Gorbi" trifft, wird der Zug gestoppt. Lastwagen werden aufgefahren, auf der Spree patrouillieren Polizeischiffe. Sie richten ihre Wasserrohre auf die Menge. Doch die Gewissheit, dass der sowjetische Reformer in der Stadt ist, schürt Hoffnungen, dass es nicht zur "chinesischen Lösung" kommt. Gegen 18 Uhr ziehen die Menschen in den nördlichen Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Seit einer Woche findet hier in der Gethsemane-Kirche eine Mahnwache für politische Gefangene statt. Aus den Nebenstraßen kommen Polizei und Staatssicherheit. Vor dem Gebäude der staatlichen Nachrichtenagentur ADN eskaliert die Situation, "Lügner, Lügner", "Pressefreiheit" schreien die Demonstranten und werden zusammengeschlagen. Als Uwe von der Demonstration erfährt, ist die Nacht schon angebrochen, und die Protestierenden sind bereits in und vor der Gethsemane-Kirche. "Keine Gewalt" rufen sie den prügelnden Schergen entgegen. Von einem Geburtstag will er mit dem Taxi nach Hause. Doch dorthin fährt nichts mehr. "Det is Operationsjebiet", erklärt ihm mürrisch ein Taxi-Fahrer. Uwe lässt sich nicht abhalten. Über Umwege gelangt er zur Gethsemane-Kirche - und ehe er sich versieht, ist er im Polizeikessel. Die Schönhauser Allee ist abgeriegelt. Vergitterte Lastwagen und Wasserwerfer fahren auf. Gegen Mitternacht kommt der Befehl zum Losschlagen, genau wie in Potsdam, Leipzig, Karl-Marx-Stadt und anderen Städten. Uwe gerät in den Strudel von davonlaufenden Demonstranten und hetzender Polizei. Mit Unbekannten flüchtet er sich in einen Hauseingang in der Schönhauser Allee. Ein Mann öffnet seine Wohnungstür und lässt Uwe hinein. Solidarität ist in diesen Tagen mehr als ein Wort. Auch wenn es nur Wenige waren, die tatsächlich auf die Straße gingen, die Mehrzahl der Bevölkerung stand hinter ihnen. Doch in jeder Diktatur gibt es auch Denunzianten. Beamte in Zivil treten die Wohnungstür ein und nehmen Uwe und die Familie mit. Dann beginnt die stundenlange Tour durch die Stadt. Keiner weiß, wo man ist. In einer Kaserne der Bereitschaftspolizei heißt es "Männer nach links, Frauen nach rechts". Mit dem Gesicht zur Wand stehen Uwe und hundert Leidensgefährten mit gespreizten Beinen und Händen schräg an der Wand. "Fliegerstellung" nannte man das. Immer wieder hagelt es Schläge. Als aber am nächsten Morgen alle ihre Ausweise wieder bekommen und entlassen werden, da wusste Uwe: Mit der DDR ist es vorbei. Auch Carolin kam nicht ungeschoren davon. Ein Schlagstock erwischte sie am rechten Arm, tagelang konnte sie ihn nicht bewegen. Aber viel größer als der physische Schmerz war die Sorge um ihren inhaftierten Freund. Am nächsten und am übernächsten Tag mischt sie sich wieder unter die Leute und schreit "Freiheit für die politischen Gefangenen".
Entspannung kommt erst am Morgen des 10. Oktober, als die Straßen im Morgengrauen friedlich erwachen, keine Spuren von Panzer und Blut zu sehen sind. Da ging ein Aufatmen durch die Republik. "Wenn man einmal erlebt hat, wie eine Diktatur zusammenbricht, trägt man eine Leichtigkeit im Herzen", sagt Carolin heute im Café. Und mit dieser Gewissheit surfen die beiden - wie viele ihrer Altersgenossen aus der DDR - durch das heutige Leben: wie auf den Wellen des Meeres. Mal geht es hinunter und mal hinauf. Aber immer weiter.
vom 09.10.1999

Chronologie: Die friedliche Revolution in Leipzig Leipzig (dpa)

(DPA: Chronologie: Die friedliche Revolution in Leipzig. 24.10.1999. 24.10.1999, <http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/tagesthema/.html/dpa_onl44_5_0910_1009132247.html>.)
Die Montagsdemonstrationen in Leipzig leiteten im Herbst 1989 die friedliche Revolution ein und führten zum Ende der DDR. Der Schriftsteller Christoph Hein prägte für die Messestadt daraufhin den Begriff «Heldenstadt». Mit dem Ruf «Wir sind das Volk» gingen die Leipziger im Oktober vor zehn Jahren in die Geschichte ein. Aber schon Monate vorher hatten sich die ersten Demonstranten auf die Straßen getraut. Die dpa dokumentiert wichtige Eckpunkte der Entwicklung:
15. JANUAR 1989: Rund 500 Leipziger versammeln sich auf dem Marktplatz zur ersten ungenehmigten Demonstration der 80er Jahre in Leipzig. Zuvor hatten Basisgruppen mehrere tausend Flugblätter in Briefkästen verteilt.
13. MÄRZ: Während der Leipziger Frühjahrsmesse ziehen nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche rund 300 Ausreiseantragsteller und andere Demonstranten durch die Innenstadt. Wegen der starken Präsenz von West-Journalisten in der Stadt halten sich Stasi und Volkspolizei zurück.
7. MAI: Bei der Kommunalwahl beobachten Oppositionelle in 82 von 84 Wahllokalen im Stadtbezirk Leipzig-Mitte die Stimmenauszählung. Sie können Wahlbetrug nachweisen. Am frühen Abend versammeln sich rund 1 000 Leipziger auf dem Markt. Volkspolizei und Stasi nehmen mehr als 100 Personen fest.
4. JUNI: Naturschützer wollen auf die dramatische Umweltsituation in Leipzig aufmerksam machen. Die Aktion wird verboten. An den Gottesdiensten des «Pilgerzuges» nehmen dennoch rund 1 400 Menschen teil. 74 von ihnen werden festgenommen.
4. SEPTEMBER: Auf einer Montagsdemonstration während der Herbstmesse wird neben dem Sprechchor «Wir wollen raus» erstmals auch «Wir bleiben hier» gerufen. Mehrere hundert Demonstranten tragen Transparente. Junge Männer in Zivil gehen gegen den Protestmarsch vor und reißen Plakate herunter. Presse- und Fernsehbilder von den Auseinandersetzungen gehen um die Welt.
25. SEPTEMBER: Erstmals ziehen tausende Menschen über den Leipziger Ring um die Innenstadt. Sie fordern von der DDR-Führung Reformen und die Zulassung des Neuen Forums.
2. OKTOBER: 20 000 Menschen protestieren auf dem Leipziger Ring. Als 2 000 Demonstranten in die Innenstadt zurückkehren wollen, schreiten Spezialeinheiten der Volkspolizei ein.
7. OKTOBER: Am 40. und letzten Geburtstag der DDR demonstrieren in der Stadt mehr als 4 000 Menschen. Es kommt zu 210 Festnahmen.
9. OKTOBER: Nach Friedensgebeten demonstrieren trotz großer Angst vor Schusswaffeneinsatz mehr als 70 000 Bürger gegen das SED-Regime. 8 000 bewaffnete Polizisten, Angehörige der Kampfgruppen und auch Soldaten der NVA stehen zum Einsatz bereit. Der Einsatzbefehl wird aber nicht gegeben. Die friedliche Revolution in der DDR nimmt damit endgültig ihren Lauf.
23. OKTOBER: 200 000 Menschen demonstrieren auf dem Leipziger Ring.
18. NOVEMBER: Vor dem ehemaligen Reichsgericht versammeln sich mehr als 10 000 Leipziger zur ersten genehmigten Kundgebung des Neuen Forums. Redner forderten weiterreichende Reformen. An den folgenden Montagen ziehen jeweils 200 000 Demonstranten um den Ring.
4. DEZEMBER: Demonstranten besetzen die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit. Rundfunk- und Fernsehberichte darüber werden weltweit ausgestrahlt.

"Wir sind das Volk!"

(Engel, Kathrin: “Wir sind das Volk”. Die deutsche Einheit. o. A. 28.10.1999, <http://www.dhm.de/lemo/html/DieDeutscheEinheit/WandelImOsten/wirSindDasVolkBody.html>.)
1989 führen Ausreisewelle und innergesellschaftliche Opposition zur Neuformierung von Bürgerbewegungen und zu Protestdemonstrationen auf den Straßen der DDR. Die Anhänger dieser Initiativen sehen die Flucht nicht als Lösung an, sondern wollen die DDR von innen verändern. Ab September 1989 treten diese oppositionellen Gruppierungen in die Öffentlichkeit und fordern einen grundlegenden politischen Wandel. Zum Teil gehen die Bürgerbewegungen auf langjährige Initiativgruppen zurück und werden aus kirchlichen Kreisen unterstützt. Am 4. September 1989 findet in Leipzig die erste Montagsdemonstration nach einem der traditionellen Friedensgebete statt. Sie ist Auftakt zur sogenannten Herbstrevolution in der DDR, die nach der Kundgebung auf dem Alexanderplatz am 4. November schließlich am 9. November zum Fall der Mauer führt. Am 9. September 1989 gründen 30 Personen aus elf Bezirken das Neue Forum (NF) mit dem Ziel, eine "politische Plattform" für die DDR zu bilden. Nur drei Tage später veröffentlicht die Gruppierung Demokratie Jetzt (DJ) ihren Gründungsaufruf zur "demokratischen Umgestaltung" des Landes. Neben den beiden größeren Gruppierungen NF und DJ nimmt die kleinere Initiative für Frieden und Menschenrechte (IFM) eine besondere Rolle ein. Diese erste unabhängige Oppostionsgruppe der DDR, die bereits Mitte der 80er Jahre entsteht, konstituiert sich jetzt als Organisation. Von der langjährigen Oppositionserfahrung ehemaliger IFM-Mitglieder profitieren die anderen Bewegungen. Anfang Oktober fordert der Demokratische Aufbruch (DA) Reformen und eine "Erneuerung des sozialistischen Systems", die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) und die Vereinigte Linke (VL) werden gegründet. Im November tritt die Initiative für unabhängige Gewerkschaften erstmals in die Öffentlichkeit und Ende des Jahres entsteht ein Unabhängiger Frauenverband (UFV).

Die Geschichte der innerdeutschen Grenze

(o. A.: Grenzöffnung. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze. 19.04.1999. 25.10.1999, <http://bildung.freepage.de/grenze/Seite4.htm>, 19.04.1999)
Grenzöffnung
Im Sommer 1989 beginnt fast unbemerkt der Zerfall der DDR.
Am 28. Jahrestag des Mauerbaus mußte die Bundesrepublik in Budapest ihre Botschaft schließen, weil 180 DDR Bürger dort Zuflucht gesucht hatten. Bereits fünf Tage zuvor wurde die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin geschlossen, da sich 130 Personen in das Gebäude geflüchtet hatten, um so ihre Ausreise in den Westen zu erzwingen.
Am 10. September öffnet um Mitternacht Ungarn die Grenze nach Österreich. Mehr als 6.000 ausreisewillige DDR-Bürger befanden sich zu diesem Zeitpunkt in ungarischen Auffanglagern. Der "Eiserne Vorhang" wurde brüchig. Eine Massenflucht begann. Bis Ende September kamen über 25.000 DDR-Bürger in die Bundesrepublik.
Die Botschaften der Bundesrepublik in Warschau und Prag füllten sich mit ausreisewilligen DDR-Bürgern. Außenminister Genscher überbrachte am 30 September in Prag die Nachricht, daß sie in die Bundesrepublik ausreisen dürfen. Rund 6.300 DDR-Bürger fuhren mit verschlossenen Sonderzügen durch die DDR aus Prag und Warschau nach Helmstedt und Hof.
Nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikoleikirche in Leipzig demonstrierten am 2. Oktober 1989 über 20.000 Menschen für Reformen in der DDR. Eine Woche später gingen schon 70.000 zur "Montagsdemonstration" auf die Straße.
"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" sagte anläßlich des "40. Jahrestags der DDR" der sowjetische Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow zu Erich Honecker.
Immer mehr Bürger der DDR gingen bei den "Montagsdemonstrationen" auf die Straße. Am 4.Oktober waren es in Ost-Berlin fast eine Millionen Menschen.
Am 18. Oktober verliert Erich Honecker alle Ämter. Am 9. November 1989 geht um 19.07 über die Nachrichtenagentur der DDR die Nachricht, daß die DDR die Grenzen für Besuchsreisen in die BRD öffnet.




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