Entwurf zur Examenslehrprobe im Fach Geschichte


Thema der Unterrichtseinheit:

Das Frankenreich unter den Karolingern

Thema der Unterrichtsstunde:

Der Aufstieg der Hausmeier zu Königen im Frankenreich, untersucht an Materialien eigener Wahl


Inhaltsverzeichnis
1. Bild der Lerngruppe
2. Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit
3. Sachanalyse
4. Didaktische Überlegungen
5. Methodische Überlegungen
6. Lernziele
7. Leiteratur
8. Geplanter Unterrichtsverlauf
Anhang

1. Bild der Lerngruppe

Die Klasse 7 setzt sich aus 14 Schülerinnen und 14 Schülern zusammen. Seit Anfang des zweiten Schulhalbjahres hospitiere ich in dieser Klasse. Anfang März begann ich mit dem Unterricht in der Lerngruppe.

Die Klasse präsentierte sich während meiner Hospitationsphase als lebhaft und teilweise sehr kreativ, wenn es darum ging, den Unterrichtsbeginn hinauszuzögern, da Herr G. Klassenlehrer ist und somit von der Lerngruppe oftmals allgemeine Fragen gestellt wurden. Dieser Einfallsreichtum wirkt sich im Unterricht auf fachlicher Ebene produktiv in Interpretationsphasen aus. Die Lebhaftigkeit äußert sich auch häufig im Unterricht, was durch eine gesteigerte Unruhe bemerkbar wird. Gelegentlich handelt es sich dabei um einen Gedankenaustausch privater Art. Überwiegend wird aber über den Unterrichtsinhalt gesprochen. Die Atmosphäre in der Klasse ist in der Regel angenehm, die Schülerinnen und Schüler respektieren sich gegenseitig und können konzentriert mitarbeiten, so dass eine positive Arbeitshaltung entsteht.

Während meiner Hospitationen bemerkte ich, dass manche Schülerinnen und Schüler im Unterrichtsgespräch sehr leise sprechen. Kommt dann noch eine allgemeine Unruhe durch bspw. "Kramen" hinzu, sind sie in der letzten Reihe nicht zu verstehen. Als ich selbst vor der Klasse stand, fiel mir dieses "leise Sprechen" weniger auf, es war allerdings in gleichem Maße ausgeprägt. Die Schülerinnen und Schüler sprachen allerdings nach vorne, waren daher für mich gut zu verstehen. Dieses Sprechen führt bei Beschwerden von Schülerinnen und Schülern aus der hinteren Reihe zu häufigen Wiederholungen. Daher versuche ich durch sich immer wiederholende Aufforderungen die "leise Sprecher" zu einer gesteigerten Lautstärke aufzufordern. Zu dieser Gruppe gehören hauptsächlich S., M., J. und I..

K., A., C., F., S., T. und M. sind in der Lage, den Unterricht zu tragen und fortzuführen. C. hat sich dabei in der letzten Zeit in diese Gruppe hinein gearbeitet. A. fällt manchmal durch übertreibende Äußerungen auf, die von dem eigentlichen Unterrichtsgegenstand stark abweichen, aber in der Regel für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler lustig sind. M., J. und S. können auch für den Unterrichtsgang entscheidende Beiträge liefern, J. und S. halten sich allerdings oft zurück.

Eine durchschnittliche Mitarbeit hinsichtlich der Qualität wie auch der Quantität zeigen M., S., J., I., K., A., N., C., M. und S.. Deutlich weniger beteiligt sind H., A., B., K., J. und K.. H. neigt dazu, sich zu äußern, ohne sich gemeldet zu haben. Wird dann sein Beitrag nicht aufgenommen, so zieht er sich zurück und lenkt zuweilen A. von der Mitarbeit ab. Es kann dabei vorkommen, dass er nach Aufforderung sich zu melden, die Mitarbeit verweigert und den Unterricht stört. Ich versuche, ihn am Gespräch zu beteiligen, sobald er sich meldet, was mir jedoch nicht immer gelingt.

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, Texten Informationen zu entnehmen und Fragen an den Text zu stellen. Allerdings arbeiten sie dabei nicht immer genau genug am Text, so dass sie häufig wieder auf den Textbezug verwiesen werden müssen. Auch findet eine Interpretation des Textes manchmal zu früh statt, so dass auch hier wieder ein Rückbezug zur Inhaltsentnahme vorgenommen werden muss. Sie sind es gewohnt, dass Texte mit Arbeitsaufträgen verbunden sind. Daher wird dieses Verfahren im Mittelpunkt der Stunde stehen.

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2. Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit

Die Unterrichtseinheit wird ca. sechs Stunden in Anspruch nehmen. In der vorliegenden Stunde wird die Erlangung der Königswürde durch den Hausmeier Pippin thematisiert und so in die Einheit eingeführt. Zuvor haben wir uns mit der Völkerwanderung und der Entstehung des Frankenreichs unter den Merowingern beschäftigt. Unter den Karolingern entsteht eine neue Form der Königswürde, das bislang vorherrschende Königsheil wird durch die päpstliche Salbung ersetzt. Es entsteht also ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen König und Papst, dass durch die Kaiserkrönung Karls des Großen noch verstärkt wird. Dieser Zugang soll mit Karl dem Großen fortgeführt werden. Anschließen soll sich dann die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Kaiserwürde. Schließlich soll dann die Behandlung des Zerfalls des Frankenreiches folgen, wobei die Frage nach der Kaiserwürde im Mittelpunkt stehen wird.

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3. Sachanalyse

"Im Lauf von rund einhundertfünfzig Jahren eroberten sich die Karolinger Stück für Stück die erste Position im Reich, bis sie sich Mitte des 8. Jahrhunderts schließlich die fränkische Königswürde selbst sichern konnten."[1] In der Tradition der merowingischen Königsdynastie wurde das Reich unter den Nachfahren eines Königs geteilt, was das Reich und die Macht der von den Großen des Reiches gewählten Könige im Laufe der Zeit schwächte. Sie verloren durch die Teilungen und durch Vergabe von Land an ausgezeichnete Große des Reiches immer mehr Grundbesitz und damit verringerte sich auch die militärische Gefolgschaft.[2] Gleichzeitig konnten die Hausmeier durch Anhäufung von Grundbesitz und Ämtern ihre Machtbasis ausbauen. "Ursprünglich war der [Hausmeier] [...] Vorsteher des Königshofes, bekam dann auch das Amt des Anführers der militärischen Gefolgschaft des Königs und wurde schließlich auch Chef der Verwaltung des gesamten königlichen Grundbesitzes."[3]

Ab 687 gab es im Frankenreich nur noch einen Hausmeier, der das gesamte Reich "offiziell im Namen des Merowingerkönigs."[4] regierte. Sein Sohn Karl Martell übernahm nach Auseinandersetzungen das Amt des Hausmeiers, ernannte einen Merowinger zum König und kümmerte sich um die Sicherung des Reiches. Als im Jahr 737 der merowingische König starb, setzte Karl keinen neuen König ein, sondern regierte allein. Er "verteilte Klosterbesitzungen an seine Gefolgsleute, ernannte und entfernte Bischöfe, setzte in eroberten Städten Grafen und Vasallen ein. Obwohl er den Titel nicht führte, war Karl Martell König"[5]

Nach dem Tod von Karl übernahmen seine Söhne Pippin und Karlmann die Regierung in dem unter ihnen aufgeteilten Reich. Es kam allerdings zu Unruhen und Aufständen vereinzelter Großer des Reiches.[6] Die Brüder setzten nun wieder einen Merowinger als König ein, wahrscheinlich um die Lage im Inneren des Reiches zu stabilisieren.[7] 747 verzichtete Karlmann auf sein Amt und ging ins Kloster, wodurch Pippin zum Alleinherrscher aufstieg und den Frieden im Reich herstellte.

Vier Jahre später wurde Pippin König der Franken. In Übereinstimmung mit den Großen des Reiches wandte er sich an den Papst, um eine Legitimation für seinen "Staatsstreich" zu erhalten. Dieser unterstützte Pippin und ermöglichte so die Ablösung der Merowingerdynastie durch die Karolinger. Der Papst erhielt dadurch eine "über den Augenblick hinausreichende legitimierende und das Königtum unterstützende Funktion".[8]

Warum aber waren die Merowinger über Jahrzehnte hinweg Könige geblieben? Viele Historiker geben als Grund dafür das "Königsheil" an. Es verlieh dem Inhaber die "Fähigkeit im Krieg zu siegen, dem Stamm lange Friedenszeiten zu verschaffen und reiche Ernten zu sichern."[9] Dieses Königsheil wurde in einem Geschlecht vererbt und somit waren die Inhaber des Königsheils die legitimen Könige. Schneider hingegen schwächt die Stellung des Königsheils jedoch ab. "Die Zugehörigkeit zum Königsgeschlecht [...] qualifizierte bereits für die Herrschaftsnachfolge, sie ist aber nicht als ausschlaggebendes Kriterium belegbar. Ebenfalls nicht aus zeitgenössischen Quellen belegbar ist ein spezifisches Königsheil, das häufig auch mit einem angeblichen ‚Geblütsrecht‘ identifiziert wird. Wohl aber waren Ansehen und Prestige eines bewährten Herrschergeschlechts ihrerseits wirksame Faktoren..."[10] Haselbach schließt jedoch aus dem "Festhalten an der jeglicher tatsächlichen Machtfülle entkleideten merowingischen stirps regia [Königsgeschlecht]..." auf die Existenz einer solchen "Geblütsheiligkeit".[11] Schneider nennt als Gründe für die lange Herrschaft der Merowinger eine "gewisse Beharrungstreue zur angestammten Dynastie", eine sich daraus entwickelte Loyalität der Großen des Reiches und das Zeremoniell der Königswahl und –erhebung.[12] Die Karolinger hätten sich vor dem Bruch mit dieser Tradition gescheut und gefürchtet.

Der Griff nach der Königswürde bedurfte demnach einer neuen Form der Legitimation. Durch Pippins Anfrage beim Papst und dessen Bestätigung erhielt nun die Königswahl und -erhebung eine neue Komponente. Königswahl und –erhebung wurden beibehalten, hinzu kam jedoch eine Salbung des Königs. Das Amt des Königs erhielt so eine kirchliche bzw. religiöse Legitimation. Die Salbung mit geweihtem Öl, die auf Vorbilder des alten Testaments zurückgreift, sollte "die Legitimation des Herrschers stärken, indem sie seine göttliche Erwählung und Begnadung augenfällig machte, förderte aber auch die Vorstellung vom Königtum als einem verliehenen Amt und trug überhaupt der kirchlichen Mitwirkung im Vorfeld von Pippins Erhebung Rechnung."[13]

Die Kirche konnte bereits seit Karl Martell ihren Einfluss im Frankenreich erhöhen. Durch die Mission des Bonifatius und der durch ihn angeregten Klöster- und Bistumsgründungen kam es zu einer Annäherung zwischen Hausmeier und Kirche. Allein die Tatsache getauft zu sein, bedeutete, die Kirche im Reich schützen zu müssen. Bereits während der Herrschaft Karl Martells wandte sich Papst Gregor III. an den Hausmeier um Unterstützung gegen die Langobarden, was Karl jedoch ablehnte. Das oströmische Reich war immer weniger in der Lage, Rom und Italien zu schützen. So suchten die Päpste einen neuen Schutzherrn für Rom. Schließlich wandte sich Stephan II. an Pippin und bat um Unterstützung gegen die Langobarden. Er reiste in das Frankenreich und wurde von Pippin und dessen Sohn Karl empfangen und verlieh den beiden nach einer erneuten Salbung 754 den Titel des "patricius romanorum". Als Gegenleistung für die Königswürde forderte der Papst nun die Hilfe des neuen Frankenkönigs. Dieser Forderung kamen Pippin und später auch Karl der Große nach.

Anhand der oben beschriebenen Unsicherheit in der Frage des Königsheils wird deutlich, dass in "der frühmittelalterlichen und fränkischen Geschichte [...] [eine] beträchtliche Armut an schriftlichen Quellen"[14] vorliegt. Ebenso fehlen bildliche Darstellungen. Die hier vorliegenden Quellen sind erst nach den Geschehnissen verfasst worden. Quellenkritisch ist anzumerken, dass Einhard und auch die Verfasser der Reichsannalen im Sinne der Karolinger schrieben. Leider existieren dazu keine Gegendarstellungen.

Durch die Ausbreitung des Christentums und die Suche des Papstes nach einem neuen Schutzherren der Kirche ergab sich die Möglichkeit, eine neue Legitimation für die Königswürde zu schaffen. Dadurch entstand eine Verflechtung von Kirche und Staat, die in der Geschichte zu vielfältigen Auseinandersetzungen führte.

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4. Didaktische Überlegungen

"Die Bedeutung der Franken ist für die europäische Geschichte vielfältig und offenkundig: Sie treten ins historische Licht als Erben der weströmischen Herrschaft in Gallien, nehmen eine Mittlerstellung zwischen Spätantike und Mittelalter ein und erreichen die dauerhafteste und wirkungsmächtigste Staatsbildung..."[15] Im Zusammenhang mit dieser Einschätzung wird auch heute noch Karl der Große als die herausragende Gestalt jener Zeit genannt. Pippin hatte mit seiner Königserhebung einen entscheidenden formalen Schritt getan, den Karl der Große ausformte.[16] Unter Pippin entstand eine Entwicklung, "die für ein halbes Jahrhundert die abendländische Geschichte prägte: die Umorientierung der zentralen Gebiete des Abendlandes auf das Frankenreich, das Bündnis mit dem Papsttum, die Sakralisierung des Königtums..."[17] und die Gründung des Kirchenstaates[18]. Riché sagt, das Frankenreich unter den Karolingern sei sogar ein "erster Ansatz zur Einheitlichkeit Europas".[19] Die Anfänge des heutigen Europas sind mit der fränkischen Geschichte und dadurch mit den Karolingern verbunden.[20]

Das Bündnis zwischen den Karolingern und dem Papsttum hat in der fortlaufenden Geschichte eine ständige Quelle für Konfrontationen geboten. Daher ist es für Schülerinnen und Schüler wichtig zu wissen, warum es zu diesem Bündnis kam und wie es beschaffen war. Auswirkungen bekam spätestens Heinrich IV. auf seinem Gang nach Canossa leidvoll zu spüren. Pippin hatte das dynastische Prinzip auf eine neue Grundlage gestellt, die sich über Jahrhunderte erhielt.

Die Rahmenrichtlinien geben die Behandlung des Karolingerreiches unter dem Themenschwerpunkt "Neue Reiche" an. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler auch den Aufstieg des Christentums kennen lernen.[21] Das Bündnis der Karolinger mit dem Papsttum stellte hierbei Weichen, die die mittelalterliche Welt Europas geprägt haben und bis in die Gegenwart reichen. Unter dem Leitproblem "Krieg und Frieden" soll in Übereinstimmung mit den Rahmenrichtlinien das Thema "Neue Reiche" behandelt werden. Die Geschichte des Frankenreiches besteht aus unzähligen Auseinandersetzungen und Kriegen. In dieser Stunde wir dieser Zusammenhang keine Rolle spielen. Jedoch führte das Bündnis König-Papst zu kriegerischen Auseinandersetzungen, so dass dieser Zusammenhang den Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Einheit bewusst sein sollte.

Dieses Bündnis mit dem Papsttum verweist auf die Problematik der "Bedingtheit und Freiheit von Entscheidungen".[22] Die Entscheidung Pippins, sich auf den Papst zu berufen, zog Pflichten nach sich, wenn er die Königswürde behalten wollte. Pippin und Papst begaben sich in eine gegenseitige Abhängigkeit, die das Bild Europas prägte und zum Erhalt der Papstkirche führte.

In dieser Stunde soll exemplarisch der Übergang der Königswürde an Pippin thematisiert werden.[23] Auch wenn es sich hierbei "nur" um einen formalen Akt handelte, erscheint mir diese didaktische Reduktion aufgrund der Ausführlichkeit und Schwierigkeit des Themas der Entwicklungsgeschichte der Machterlangung der Hausmeier sinnvoll. Für den weiteren Verlauf ist es wichtig zu wissen, wie dieser Machtwechsel zustande kam und welche Folgen er hatte. Das "Gottesgnadentum" wurde ein beherrschendes Moment in der Geschichte.

Den Schülerinnen und Schülern soll anhand dieses Falles[24] deutlich werden, dass Herrschaft einer Legitimation bedarf, sei es durch ein "Königsheil", ein "Gottesgnadentum" oder eine Wahl. Auch heute wird Macht legitimiert: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus."[25] Ausgeübt wird sie durch gewählte Vertreter, die an Gesetze gebunden sind.

Für die Darstellung dieses Ereignisses eignen sich die Quellen[26] von Einhard: "Über das Königtum der Merowinger" und eine Darstellung der Reichsannalen über die "Erhebung Pippins und die römische Kirche". Ein Problem besteht allerdings darin, dass die Quellenlage[27] sehr dürftig ist und die ausgewählten Quellen durch ihre Entstehungszeit prokarolingisch gefärbt sind. Das beschriebene Bild des letzten Merowingerkönigs ist von Einhard sicherlich überzeichnet dargestellt worden, um die Machtlosigkeit in besonderem Maße darzustellen. Ebenso lässt sich an der Objektivität der Reichsannalen zweifeln. Dennoch stellen die beiden Quellen die entscheidende Grundlage der Vorgänge dar. Hier ist eine Quellenkritik nötig, um Schwierigkeiten bei der Glaubwürdigkeit herauszuarbeiten. Diese Kritik wird allerdings erst in der nachfolgenden Stunde erfolgen, um in der vorliegenden Stunde die Schwerpunkte nicht zu verschieben.

Die Einhardquelle ist m. E. für die Schülerinnen und Schüler gut geeignet, um eine Fragehaltung aufzubauen, die Reichsannalen geben Auskunft über das Ritual der Königserhebung und den neu hinzukommenden Akt der Salbung. Leider existieren bis auf einzelne Grabsteine[28] keine bildlichen Darstellungen weder über die Königswahl noch über den König Pippin. Darstellungen Karls des Großen heranzuziehen, bildet das Problem, dass vor Karl dem Großen es nicht zur Tradition gehörte, eine Krone zu tragen.[29]

Die Reichsannalen geben das Anliegen Pippins, die Reaktion des Papstes und den Vorgang der "Königsmachung" wieder, so dass die Schülerinnen und Schüler erkennen können, welche Bedeutung der Papst und die Salbung in der Frage nach der Legitimation hatten. Das Geschichtsbuch[30] der Lerngruppe bietet eine bildliche Darstellung einer Salbung an. Es handelt sich hierbei um ein Mosaik aus dem 12 Jahrhundert, auf dem die alttestamentarische Salbung Davids von Samuel dargestellt ist. Dieses Bild wirft jedoch m. E. viele Fragen auf, die von der Thematik der Stunde abweichen.[31] Aufgrund dessen werde ich dieses Bild nicht einsetzen, was allerdings dazu führt, die Salbung in einer Lehrerinformation zu beschreiben.

Von den Schülerinnen und Schülern kann anhand der Materialien erkannt werden, dass die Kirche einen Einfluss auf die Politik gewinnt.

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5. Methodische Überlegungen

Zu Beginn der Stunde werde ich die Schülerinnen und Schüler fragen, wie sie sich das Leben eines Königs vorstellen. Dabei können Begriffe wie z. B. Macht, Luxus, Geld, Reichtum o. ä. genannt und von mir an der Tafel (außen) festgehalten werden. Anschließend werde ich den Schülerinnen und Schülern die Einhardquelle als Kopie verteilen, die dann vorgelesen werden soll. In der Bearbeitung der Quelle im Lehrer-Schüler-Gespräch sollen die Schülerinnen und Schüler zunächst die Beschreibung des Lebens des Königs erarbeiten. Hier soll in Verbindung der gesammelten Begriffe eine Dissonanz entstehen und zu einer Fragehaltung führen, warum dieser Merowinger überhaupt ein König war, wenn er anscheinend keine Macht, etc. inne hatte. Es kann sich auch eine zweite Frage ergeben, warum die Hausmeier, die über die gesamte Macht verfügten, nicht die Könige waren bzw. diese nicht absetzten. Diese Fragen werden von mir an der Tafel notiert.

Die Schülerinnen und Schüler können bereits aus dem Text eine Antwort entnehmen: Die Franken wählten den König traditionell aus der Familie der Merowinger. Die Begründung durch das Königsheil werde ich ihnen in einem Lehrervortrag präsentieren, da sich keine Quellen dazu finden und das Geschichtsbuch bereits Informationen vorwegnimmt, die in dem weiteren Unterrichtsverlauf erarbeitet werden sollen, z. B. wird hier schon das Verbringen des Merowingers in ein Kloster erwähnt.

Alternativ könnte die Einhardquelle von mir vorgelesen werden, ohne den Schülerinnen und Schülern den Text zur Verfügung zu stellen. Jedoch kann dann auf den Text nicht mehr zurückgegriffen werden und die Begründung durch die Tradition könnte von den Schülerinnen und Schülern m. E. nicht mehr geleistet werden. Allerdings könnte direkt mit dieser Erzählung begonnen werden und die Vorstellungen eines Königtums der Schülerinnen und Schüler könnten danach besprochen werden. Ich möchte allerdings die Schülerinnen und Schüler bereits am Anfang der Stunde auf die folgende Thematik hinweisen, so dass ich mit dem beschriebenen Verlauf beginnen werde.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Schülerinnen und Schülern beide Textquellen gleichzeitig bearbeiten zu lassen. Allerdings, so meine ich, würde dann die Einhardquelle zu einer bloßen Beschreibung der Machtlosigkeit des Königs herabsinken und nicht mehr eine Fragehaltung aufbauen können. Daher halte ich den oben genannten Weg für sinnvoll.

Aus der Tatsache, dass es sich bei Heilsvorstellung um eine vorchristliche Sichtweise handelte, könnte die Frage entstehen, ob die Übernahme des Christentums[32] diese Gedanken im Laufe der Zeit beeinflusste und die Tradition der Franken veränderte. In einer siebten Klasse halte ich es jedoch nicht für wahrscheinlich, dass die Schülerinnen und Schüler solche Überlegungen anstellen. Deswegen werde ich den Schülerinnen und Schülern den Impuls geben, dass Pippin dennoch versuchte, den Platz des Königs der Franken einzunehmen. Vor der anschließenden Quellenarbeit möchte ich es dennoch wagen, die Schülerinnen und Schüler Vermutungen aufstellen zu lassen, welche Möglichkeiten Pippin in dieser Situation eventuell hatte, zum König aufzusteigen.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten dann den zweiten Text als Kopie, den sie mit Hilfe der Arbeitsaufträge in Einzel- oder Partnerarbeit bearbeiten sollen. Obwohl die Quelle im Geschichtsbuch der Schülerinnen und Schüler abgedruckt ist, reiche ich die Quelle als Kopie hinein, damit die Schülerinnen und Schüler zum einen die Möglichkeit haben, wichtige Textstellen zu unterstreichen und zum anderen nicht durch die Überschrift oder den Verfassertext Informationen für den weiteren Unterrichtsverlauf zu erhalten.

Bei der Bearbeitung sollen sie die einzelnen Schritte der Entwicklung in Schlagworten erfassen und das Ergebnis dieser Entwicklung festhalten. Anschließend werden die Ergebnisse von mir an der Tafel, zunächst ohne Überschrift, notiert.[33] Die größte Schwierigkeit für die Schülerinnen und Schüler wird m. E. das Verständnis der Salbung und die daraus resultierende Ablösung der Legitimation des Königsheils darstellen, da solche Vorstellungen in der heutigen Zeit nicht mehr vorhanden sind und den Schülerinnen und Schülern sehr fremd erscheinen müssen. Die Salbung kann dabei mit der Taufe verglichen werden, sie stellt allerdings eine höhere Bedeutung/Auszeichnung dar. War es zuvor das Königsheil, so übernimmt nun die Salbung die Legitimation und auch eine Schutzfunktion. Der Gesalbte steht auch unter dem besonderen Schutz Gottes. Diese Ersetzung soll an der Tafel durch einen "Beziehungspfeil" kenntlich gemacht werden.

Anschließend soll wieder im Lehrer-Schüler-Gespräch eine Überschrift für das Tafelbild formuliert werden und dann auf mögliche Folgen, die sich nun aus dieser Entwicklung ergeben können, eingegangen werden. Hier steht im Mittelpunkt die Verbindung "Papst – König der Franken". Der Papst erhält eine politische Mitsprache, kann von Pippin eine Gegenleistung fordern und ist in der Lage, mit Hilfe der kirchlichen Legitimation auch einen anderen zum Königtum zu verhelfen. Allerdings verlässt sich der Papst darauf, dass Pippin ihm helfen wird. An dieser Stelle kann eventuell von mir noch die Information gegeben werden, dass nach dem Hilfeersuchen des Papstes 754 auch die Kinder Pippins gesalbt wurden und somit das Königtum vererbt wurde. Diese Problematisierung kann als Leitschnur für folgende Stunden aufgefasst werden.

Schließlich erhalten die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, das mittlere Innentafelbild in ihre Mappen zu übertragen.[34]

Als mögliche Reserve können die Schülerinnen und Schüler nach einer Beurteilung solcher Entwicklungen gefragt werden. Welche Mitspracherechte besitzen eigentlich die Großen des Reiches oder das Volk? Befinden die Schülerinnen und Schüler diese Königserhebung als "gerecht"? Welche Motive spielen hierbei eine Rolle? Ist etwas Besonderes an diesem Vorgang herzuheben?

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6. Lernziele

die Schülerinnen und Schüler sollen


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7. Literatur

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8. Geplanter Unterrichtsverlauf
Phase Inhalte Medien/
Sozialform
Einstieg Frage an die Schülerinnen und Schüler: Wie stellt ihr euch das Leben eines Königs vor? L-S-G
Tafel
Erarbeitung Impuls: Ich bin auf einen Text gestoßen, der das Leben eines Merowingerkönigs beschreibt.
Der Text soll von den Schülerinnen und Schüler vorgelesen werden und anschließend soll in eigenen Worten das Bild/Leben des Königs beschrieben werden.
Die Schülerinnen und Schüler sollen dann Fragen formulieren und bereits eine Antwort mit Hilfe des Textes geben.
Im Lehrervortrag werde ich dann den Begriff des "Königsheils" erläutern.
L-S-G
Textkopie:
"Einhardquelle"
Tafel
LV
(Tafel)
Erarbeitung 2 Auf eine Information (eventuell auch eine Schüleräußerung auf die Frage: Seht ihr in dieser Situation eine Möglichkeit, dass Pippin König werden kann?) soll das Vorgehen Pippins und dessen direkte Folgen anhand des Quellenauszuges der Reichsannalen erarbeitet werden. Hierbei wird der Begriff der Salbung geklärt werden müssen. L-S-G
Einzel-/Partnerarbeit
Textkopie Reichsannalen
(LV)
Ergebnissicherung Es soll dann ein Tafelbild erstellt werden, danach eine Überschrift formuliert werden. Tafel
Problematisierung Es sollen nun mögliche Folgen dieses Vorgehens thematisiert werden. Was bedeutet dieses neue Ritual für die Beteiligten?
Die entstandene Abhängigkeit Pippins soll als Folge das Tafelbild ergänzen.
L-S-G
Tafel
Reserve Wie bewertet ihr das Vorgehen Pippins? L-S-G

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Anhang
Text 1

Einhard, ein Geschichtsschreiber im Dienst Karls des Großen (Nachfolger Pippins), schreibt am Anfang seiner Biographie (Lebensgeschichte) Karls des Großen:

"Das Geschlecht der Merowinger, aus dem die Franken ihre Könige zu wählen pflegten, endete nach der gewöhnlichen Annahme mit König Childerich, [...] denn die Macht und die Gewalt der Regierung waren in den Händen der Hausmeier, denen die ganze Regierung oblag. Dem König blieb nichts übrig, als, zufrieden mit dem bloßen Königsnamen, mit langem Haupthaar und ungeschorenem Bart auf dem Throne zu sitzen und den Herrscher zu spielen, die von überall herkommenden Gesandten anzuhören und ihnen bei ihrem Abgange die ihm eingelernten oder anbefohlenen Antworten wie aus eigener Machtvollkommenheit zu erteilen, da er außer dem nutzlosen Königstitel und einem unsicheren Unterhalt, den ihm der Hausmeier nach Gutdünken zumaß, nur noch ein einziges, noch dazu sehr wenig einträgliches Hofgut zu eigen besaß, auf dem er ein Wohnhaus hatte und Knechte in geringer Zahl, die ihm daraus das Notwendige lieferten und ihm dienten. Überall, wohin er sich begeben musste, fuhr er auf einem Wagen, den ein Paar Ochsen zog und ein Rinderhirt nach Bauernart lenkte. So fuhr er nach dem Palast, so zu der öffentlichen Volksgemeinde, die jährlich zum Nutzen des Volkes tagte, und so kehrte er dann wieder nach Hause zurück. Die Staatsverwaltung aber und alles, was im Inneren oder nach außen zu tun oder zu ordnen war, besorgte der Hausmeier."

Einhard, Vita Caroli Magni, Kap. 1; zitiert nach Geschichte in Quellen, Mittelalter, a. a. 0., S. 56.

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Text 2

Die Jahrbücher des fränkischen Reiches wurden in königstreuen Klöstern von Mönchen aufgeschrieben. Sie berichten über Ereignisse, die man damals für sehr wichtig hielt. In ihnen findet sich folgende Eintragung:

Bischof Burkhard von Würzburg und Kaplan Fulrad wurden zu Papst Zacharias gesandt. Wegen der Könige im Frankenreich, die damals keine königliche Gewalt hatten, sollten sie fragen, ob das gut sei oder nicht. Papst Zacharias ließ Pippin die Antwort geben, es sei besser, dass der als König bezeichnet werde, der die Gewalt habe, und nicht der, der ohne königliche Gewalt verblieben sei ... Kraft seines Ansehens, als Papst ließ (Zacharias) Pippin zum König machen. Pippin wurde (dann) nach der Sitte der Franken zum König gewählt und durch den Erzbischof Bonifatius gesalbt und von den Franken in Soissons zum König erhoben. Childerich aber, der zu Unrecht König genannt wurde, wurde geschoren und ins Kloster geschickt.

Geschichte in Quellen II, München 1970, S. 56/7.

1. Arbeite die einzelnen Schritte der beschriebenen Entwicklung heraus!

2. Formuliere das Ergebnis der Entwicklung!

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Mögliches Tafelbild
1. Außentafel
Krone
Macht
Luxus
Geld
Reichtum
Keine Macht
Kein Reichtum
Bäuerliches Leben

2. Innentafel
Warum ist Childerich noch König?
Warum wird nicht der Hausmeier König?





fränkische Tradition

Königsheil
Þ wird ersetzt durch Salbung
Pippin wird König
  • Anfrage Pippins, wer König sein soll.
  • Antwort des Papstes: der, der die Macht hat.
  • Wahl Pippins zum König.
  • Salbung Pippins durch Erzbischof.
  • Erhebung Pippins zum König.
  • Abschiebung des vorherigen Königs ins Kloster.
Þ Auswirkungen für das Verhältnis zwischen Pippin und Papst:
  • Pippin ist dem Papst dankbar und schuldet ihm etwas.
  • Der Papst hat eine Möglichkeit, sich in die Politik einzumischen.
 


Geplanter Lehrervortrag

Die Franken kannten neben der Tradition, Könige aus der Merowingerfamilie zu wählen, noch das aus vorchristlicher Zeit stammende "Königsheil". Die Könige haben durch die alten Götter besondere Kräfte gehabt. Dazu gehörten die Fähigkeiten, im Krieg zu siegen, dem Stamm lange Friedenszeiten zu geben und reiche Ernten zu sichern. Dieses Königsheil wurde in der Familie des Königs an die Nachkommen weiter gegeben.

Diese Vorstellung hatte sich über Jahrhunderte in den Köpfen der Franken gehalten, obwohl die Franken schon seit langer Zeit Christen waren.

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Fußnoten

1 Riché, Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. München 1991, S. 25. Zurück
2 Vgl. Schneider, Reinhard: Das Frankenreich. 3. Aufl., München 1995, S. 49: Das Militär musste unterhalten werden, was einen ausreichenden Reichtum voraussetzte. Zurück
3Hug, Wolfgang: Unsere Geschichte. Lehrerhandbuch 1. Frankfurt a. M.1989. S. 135. Zurück
4Riché: Die Karolinger, S 43. Zurück
5Riché: Die Karolinger, S. 67. Zurück
6Es schaltete sich auch noch ein Halbbruder der beiden in die Auseinandersetzung um die Regierung ein. Zurück
7Schneider: Das Frankenreich, S. 20. Zurück 8Ebd., S. 22. Zurück
9Geschichte und Geschehen. Stuttgart 1997, S. 142. Vergleiche auch: Schmid, Heinz Dieter (Hg.): Fragen an die Geschichte. Bd. 1. Weltreiche am Mittelmeer. 6. neubearb. Aufl., Berlin 1983, S. 185. Zurück
10Schneider: Das Frankenreich, S. 49. Zurück
11Haselbach, Irene: Aufstieg und Herrschaft der Karlinger in der Darstellung der sogenannten Annales Metten-ses priores. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Ideen im Reiche Karls des Großen. Lübeck und Hamburg 1970, S. 162. Zurück
12Schneider: Das Frankenreich, S. 21. Zurück
13Schieffer, Rudolf: Die Karolinger. 2. durchges. und erg. Aufl., Stuttgart; Berlin; Köln 1997, S. 60. Zurück
14Schneider: Das Frankenreich, S. 93. Zurück
15Schneider: Das Frankenreich, S. 1. Zurück
16Siehe Sachanalyse. Zurück
17Riché: Die Karolinger, S. 85. Zurück
18Auch wenn diese Entstehung mit einer gefälschten Urkunde begründet wurde. Zurück
19Riché: Die Karolinger, S. 12. Zurück
20Vgl. auch Schieffer: Die Karolinger, S. 8. Zurück
21Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Rahmenrichtlinien für das Gymnasium. Schuljahrgänge 7-10. Geschichte. Hannover 1996, S. 28 f. Zurück
22Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Rahmenrichtlinien für das Gymnasium, S. 6. Zurück
23Vgl. Gies, Horst: Repititorium Fachdidaktik Geschichte. Bad Heilbrunn/Obb. 1981, S. 65-69. Zurück
24Vgl. Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik. Göttingen 1986. S. 240 f. Zurück
25Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Art. 20, Absatz 2. Zurück
26siehe Anhang. Zurück
27Siehe Sachanalyse. Zurück
28Siehe bsp. Schuler, Thomas & Zwölfer, Norbert (Hg.): Geschichtsbuch 1. Die Menschen und ihre Geschichte in Darstellungen und Dokumenten. Neue Ausgabe. Berlin 1997, S. 103. Zurück
29Karl der Große übernahm dieses Herrschaftszeichen aus der Tradition der Langobarden. Zurück
30Geschichte und Geschehen, S. 143. Zurück 31Z. B.: Wer waren David und Samuel? Welche Bedeutung hatten Hohenpriester? ... Zurück
32Dies wurde in der letzten Stunde behandelt. Zurück
33Siehe Anhang. Zurück
34Siehe Anhang. Zurück

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© Matthias Ottmann

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