Unterrichtsentwurf

Inhalt
1. Thematik
2. Lernziele
3. Bedingungsanalyse
3.1 Allgemeine Angaben
3.2 Fähigkeit zur Gruppenarbeit
3.3 Feinmotorische Fähigkeiten
3.4 Händigkeit
3.5 Lerntempo
3.6 Lernvoraussetzungen
4. Sachanalyse
5. Didaktische Überlegungen
6. Methodische Überlegungen
7. Stundenverlauf
8. Literatur

1. Thematik

Thema der Unterrichtseinheit:

Fadenspiele

Thema der Unterrichtsstunde:

Kennenlernen von Fadenspielen: Die Grundfigur "Anfang A" ("Hosentrick")

Schwerpunkte der Unterrichtseinheit:

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2. Lernziele

Grobziel:

Feinziele:

Die Schülerinnen und Schüler sollen


Längerfristige Lernziele:

Die Schülerinnen und Schüler sollen


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3. Bedingungsanalyse

3.1 Allgemeine Angaben

Die Lerngruppe besteht aus 2 Mädchen und 10 Jungen im Alter von 11 (D.) und 13 (M.) Jahren. Bis auf A. und D., die dieser Lerngruppe seit dem Schuljahr 1998/99 angehören, besteht die Zusammensetzung der Klasse von Beginn der 5. Lernstufe an. Fünf Schüler sind nicht deutschsprachiger Herkunft: M. und J. stammen aus dem Libanon, I. aus dem ehemaligen Jugoslawien, und A. und D. sind Aussiedler. Trotzdem gibt es keine Sprachbarrieren. Seit dem 2. Schulhalbjahr 1997/98 unterrichte ich diese Klasse im Fach Textiles Gestalten mit zwei Wochenstunden.

Die Lerngruppe ist überwiegend frontale Unterrichtsformen gewöhnt. Es steht für den Textilunterricht zwar ein Fachraum zur Verfügung, doch ist dieser für das heutige Unterrichtsvorhaben nicht groß genug.

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3.2 Fähigkeit zur Gruppenarbeit

Das Arbeiten in Kleingruppen ist den Schülerinnen und Schülern im Textilunterricht nur in Ansätzen bekannt, da das unterschiedliche Arbeitstempo beim Fortschreiten der Arbeiten im textilen Bereich Gruppenarbeitsphasen unweigerlich seltener werden läßt. Daher ist Gruppenarbeit zu Beginn eines neuen Unterrichtsvorhabens gut einsetzbar. Die Einteilung in Gruppen von Seiten der Schülerinnen und Schüler erfolgt zumeist aufgrund freundschaftlicher Verbindungen.

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3.3 Feinmotorische Fähigkeiten

Die feinmotorischen Fähigkeiten der Lerngruppe bezogen auf den Textilunterricht in der Schule für Lernhilfe sind zufriedenstellend. A. zeigt im Vergleich zu ihrer Mitschülerin und ihren Mitschülern motorische Einschränkungen, die durch eine Nervenstörung in den Händen verursacht werden. Dieses Krankheitsbild führt bei verstärkter Beanspruchung der Hände und der Finger zu Verkrampfungen und starkem Zittern.

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3.4 Händigkeit

Bei koordinativen Bewegungsabläufen treten in der gesamten Lerngruppe immer wieder Irritationen hinsichtlich der Händigkeit auf.

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3.5 Lerntempo

Das Lerntempo der Schülerinnen und Schüler im Textilunterricht ist unterschiedlich. M., S. und J. arbeiten im Vergleich zur gesamten Lerngruppe sehr zügig. A., N. und S. benötigen dagegen wesentlich mehr Zeit: A. aufgrund ihrer motorischen Schwierigkeiten, N. und S. oft aus Mangel an Konzentration.

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3.6 Lernvoraussetzungen

Die Lerngruppe hat im vergangenen Textilunterricht gelernt, daß aus textilem Material Spiele hergestellt werden können (Knopfsurrspiel, Kordeln eines Springseils, Sticken eines Mäusemühlespiels). Fadenspiele stellen für die Schülerinnen und Schüler einen neuen spielerischen Umgang mit textilem Material dar. Deshalb kann in dieser Stunde nicht auf spezifische Kenntnisse in Bezug auf Fadenspiele zurückgegriffen werden. Eventuelle Vorerfahrungen einiger Schülerinnen und Schüler, beispielsweise über das Abnehmspiel, können vorliegen. Möglichkeiten im Umgang mit einem Seil kennen alle Schülerinnen und Schüler aus dem Sportunterricht. Außerdem kann in gewissem Maße Wissen aus dem alltäglichen Leben vorausgesetzt werden.

Der Lerngruppe ist der Umgang mit Fäden durch das Herstellen von Freundschaftsbändern in der Technik "Wrappen" (Wickeltechnik) bekannt.

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4. Sachanalyse

Fadenspiele wurden in vorkolonialer Zeit fast auf der ganzen Welt gespielt (Elffers & Schuyt 1997, 9/12). In Europa allerdings waren nur Abnehmspiele bekannt, wobei sich zwei Spieler abwechseln. Die durch die Kolonialisierung bekannt gewordenen Spiele erlangten in Europa keine Bedeutung und gerieten in Vergessenheit (Aboinudi 1998, 1). Erst Ende des vorigen Jahrhunderts stießen Anthropologen bei ihren Forschungen auf eine Verbreitung der Fadenspiele hauptsächlich bei Indianern, Eskimos und Aborigines (Elffers & Schuyt 1997, 9/12). Fadenspiele hatten in verschiedenen Kulturen teilweise unterschiedliche Bedeutungen und/oder Tabus: Sie drückten Sprache, Bilder oder einfach "nur" Spiele aus (ebd., 16; Aboinudi 1998, 1). Um 1948 wurde bei Forschungen in Nordaustralien bei den Yirrkallas beobachtet, daß mit dem Faden auch "vielfach ausdrucksvolle Figuren auf der Erde" gelegt wurden (Elffers & Schuyt 1997, 151f.).

Als eines der bekanntesten Fadenspiele in heutiger Zeit in Westeuropa gilt die "Tasse und Untertasse", die wahrscheinlich aus Neukaledonien stammt (ebd., 40).

Von jeher wurden verschiedene Arten von Fäden, Kordeln, Schnüren und Strippen verwendet; die Eskimos benutzten z. B. geflochtene Rensehnen, die Aborigines verwendeten geflochtenes Frauenhaar (ebd., 23). Heutzutage wird für Fadenspiele eine Baumwollkordel in Stricknadelstärke oder eine verflochtene oder geschlagene Nylonschnur von etwa zwei Metern Länge empfohlen (ebd.), die durch Verknoten oder Verschweißen geschlossen wird. In dieser Stunde werden durch Schweißen geschlossene Nylonfäden verwendet, da diese Fäden im Vergleich zum Baumwollfaden den Vorteil haben, daß kein Knoten das Spiel behindert (ebd., 24).

Es gibt verschiedene Fadenspiel-Anfänge. Der den meisten Fadenspielen zu Grunde liegende Anfang ist der "Anfang A", der mit der "Grundstellung 1" beginnt: "Man legt die Kordel bei beiden Händen hinter den Daumen, vor den Handflächen und hinter den kleinen Fingern entlang."(ebd., 25). Nun streckt man die Hände und steckt den rechten Zeigefinger von unten unter die Schnur, die über die linke Handfläche läuft. Daraufhin werden die Hände auseinander gezogen, so daß die Kordel wieder gespannt ist. Jetzt wird der linke Zeigefinger von unten unter die Schnur, die über die rechte Handfläche läuft, und zwar zwischen den beiden Zeigefingerschnüren, gesteckt, und die Hände werden wieder auseinander gezogen (ebd., 26/28).

Aus dieser Grundfigur "Anfang A" läßt sich mit einfachen Mitteln der "Hosentrick" durchführen: Die Schnur wird durch eine am Hosenbund des Spielers befindliche Schlaufe gezogen. Nun wird "Anfang A" vollzogen. Der Faden ist jetzt fest mit der Hose verbunden. Der Trick besteht darin, den Faden durch Ziehen so zu lösen, daß kein Kontakt mehr zur Hose besteht. Dafür wird die Konzentration auf den linken Daumen und den rechten Zeigefinger gerichtet, und beim Ziehen werden alle anderen Finger gelöst (Aboinudi 1998, mündlich).

Der Fadentrick "Der Faden verschwindet" wird ohne "Anfang A" gespielt: Der Faden wird in der linken Hand so gehalten, daß eine kleine Schlaufe nach oben sichtbar ist. Nun wird der Faden nacheinander zur Hälfte gefaltet - die Enden verschwinden dabei immer in der Hand - und liegt schließlich 16fach in der linken Hand. Sollte noch Faden sichtbar sein, so wird er nun gut in der Hand versteckt, und der zusammengefaltete Faden wechselt in die rechte Hand und wird in die Hosentasche gesteckt, "Denn nun ist Pause!" (ebd.)

Fadenspiele werden hauptsächlich im Stehen durchgeführt, da so die Körperspannung am optimalsten auf die Hände übertragen wird.

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5. Didaktische Überlegungen

Fadenspiele werden in den Rahmenrichtlinien für das Fach "Textiles Gestalten" nicht gesondert erwähnt. Für den Schuljahrgang 6 werden lediglich die Techniken "Stricken" und "Handnähen" empfohlen sowie "Knoten" und "Knüpfen" im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften (RRL 1985, 18f/29), so daß die Technik "Fadenspiele" exemplarisch als eine von vielen Möglichkeiten im Umgang mit Fäden im weitesten Sinne angesehen werden kann. So kann den gesamten Textilunterricht übergreifend gefragt werden, was mit Fäden alles erreicht werden kann: Über Nähen, Sticken, Stricken, Häkeln, Wickeln, Knoten und Knüpfen hinaus kann eine weitere Anwendungsmöglichkeit neben diesen traditionellen textilen Techniken vermittelt werden. Fadenspiele ermöglichen so einen anderen neuen Umgang mit dem "puren" Faden, ohne daß dieser in eine festgelegte Form gebracht werden muß, wie dies z. B. beim Sticken oder Stricken geschieht. Fadenspiele stellen daher eine flexible Technik dar, die in ihrer soeben geschaffenen Figur nicht beständig sind, sondern ständiger Veränderung unterliegen. Diese Flexibilität kennzeichnet diese Technik auch als Spiel, das immer wieder wiederholt, und mit dem auch "gezaubert" werden kann. Die Einheit "Fadenspiele" paßt sich dem übergeordneten Thema meines Textilunterrichts "Textile Spiele" an und bereichert das Repertoire der Schülerinnen und Schüler.

Insofern kommt dieses Thema den Interessen der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der praktischen Arbeit entgegen, bei der die handelnde Auseinandersetzung mit dem textilen Material im Vordergrund steht (ebd., 5). Gerade bei dieser Lerngruppe hat sich im Textilunterricht gezeigt, daß sie sich besonders intensiv mit einer Sache auseinandersetzen, wenn sie unmittelbar einen Sinn und einen Verwendungszweck für sich selbst bei der Arbeit mit textilem Material erkennen. Die Herstellung von Spielen (vgl. Kap. 3.6) im Textilunterricht hat die Interessen dieser Lerngruppe bisher in besonderem Maße angesprochen. Dagegen haben die eher traditionellen Techniken, wie z. B. "Stricken" und "Häkeln", bei den Schülerinnen und Schülern dieser Klasse weniger Aufforderungscharakter, da sie damit oft schon negative Erfahrungen in Bezug auf Textilunterricht in ihrer bisherigen Schullaufbahn gemacht haben. Die Technik "Fadenspiele" ist außerdem vergleichsweise sehr preisgünstig (Preis pro Faden ca. 1,50 DM), weniger zeitaufwendig und relativ leicht erlernbar. Fadenspiele können auch anregend zur Entfaltung schöpferischer Kräfte auf Schülerinnen und Schüler wirken und ihnen Freude am eigenen Tun vermitteln, so daß sich Erfolgserlebnisse einstellen können, die sich förderlich auf das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl auswirken können (RRL 1985, 5f).

Zudem erlernen die Schülerinnen und Schüler mit den Fadenspielen eine Technik, die in den letzten Jahren an großer Aktualität gewonnen hat. Die Wiederentdeckung der faszinierenden Fadenspiele (Aboinidi 1998, 1) zeigt sich vor allem in der Vielzahl von neuerschienenen Sachbüchern im Kinder- und Jugendbuchbereich (vgl. dazu Gryski 1998; Frorath 1998; Johnson 1997), die Schülerinnen und Schülern der Schule für Lernhilfe oft verborgen bleiben.

Die Einheit "Fadenspiele" soll längerfristig die feinmotorischen Fähigkeiten fördern, da die Schülerinnen und Schüler der Schule für Lernhilfe oft Schwierigkeiten in diesem Bereich aufweisen. Bei der Durchführung von Fadenspielen wird außerdem die Geschicklichkeit, die visomotorische Koordinationsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit geschult, was sich positiv auswirken und Versagensängste in anderen Lernbereichen abbauen helfen kann (RRL 1985, 6f). Ferner sollen durch das Erlernen von Fadenspielen immer wieder auftretende Irritationen in der Händigkeit abgebaut werden, die nicht nur in allen Unterrichtsbereichen von Bedeutung sind, sondern vor allem im alltäglichen Leben, wie z. B. im Straßenverkehr. Die Beschäftigung mit Fadenspielen soll unter anderem dazu führen, daß Schülerinnen und Schüler mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten erlangen und Freude am Umgang mit textilem Material gewinnen, damit sie die spielerische Beschäftigung mit Textilien auch als Möglichkeit für die Pausen- und Freizeitgestaltung nutzen können (ebd., 5/7). Gerade Schülerinnen und Schüler der Schule für Lernhilfe benötigen in dieser Hinsicht sinnvolle Angebote und Grundlagen (ebd., 5). Im Fortgang der Einheit "Fadenspiele" können die Schülerinnen und Schüler durch Partnerübungen auch verstärkt kooperatives Handeln erlernen, welches in der immer größer werdenden Ich-Bezogenheit in der Schülerschaft stetig verkümmert.

Die Lerngruppe soll in dieser ersten Stunde der Unterrichtseinheit Fadenspiele kennenlernen und die Grundfigur "Anfang A" erlernen. Die Grundfigur "Anfang A" ist als Grundvoraussetzung für die gesamte Einheit und die meisten Fadenspiele unerläßlich, da alle Figuren auf dieser aufbauen. Das erste aus der Grundfigur zu auszuführende Fadenspiel "Der Hosentrick" soll in seiner Einfachheit bei den Schülerinnen und Schülern die Faszination für diese Art von Spiel wecken.

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6. Methodische Überlegungen

Eine Voraussetzung für das Erlernen und Durchführen von Fadenspielen ist die Bewegungsfreiheit für jede Schülerin/jeden Schüler, die im Textilraum nicht gegeben ist (vgl. Kap. 3.1). Daher findet der Unterricht in dieser Einheit im Klassenraum statt, welcher zu einem großen Stuhlkreis umgebaut ist, damit alle für die Stunde relevanten Bewegungsformen möglich sind (vgl. Kap. 4). Der Stuhlkreis unterstützt außerdem die hauptsächlich frontal ausgerichtete Unterrichtsweise in dieser Stunde, denn diese Sitzweise ermöglicht allen Schülerinnen und Schülern den ungehinderten Blick auf die Lehrerin, was in dieser Stunde unerläßlich ist.

In der Einstiegsphase lege ich ein zum Kreis geschlossenes Seil (Das Großseil habe ich zum geschlossenen Seil verschweißt, damit dieses den bei Fadenspielen verwendeten geschlossenen Fäden gleicht.) von sechs Metern Länge in ungeordnetem Zustand auf den Boden in die Mitte des Stuhlkreises und frage die Schülerinnen und Schüler nach der Bezeichnung und dem Zweck des Gegenstandes (Brainstorming). Diese Methode soll der Lerngruppe einen Zugang zum Thema eröffnen, indem sie ihnen bereits bekanntes Wissen aktualisieren und in den Unterricht einbeziehen können (vgl. Kap. 3.6). Der Einsatz des Großseils dient dabei als Brücke für die Schülerinnen und Schüler, um zum neuen Thema "Fadenspiele" zu gelangen: Ich werde nun die Äußerungen hinsichtlich des Umgangs mit einem Seil zusammenfassen und ihnen das Thema der Stunde "Ihr werdet in dieser Stunde noch mehr Möglichkeiten im Umgang mit dem Seil kennenlernen." bekannt geben (Zieltransparenz).

In der Hinführungsphase I lege ich mit dem Seil nacheinander die Figuren Herz, Acht und Apfel auf dem Boden und lasse die Schülerinnen und Schüler nach jeder Figur deuten, um welches Motiv es sich handelt (vgl. Kap. 4). Dieser Schritt soll die Schülerinnen und Schüler an den Gebrauch eines Seils zum Ausdruck von Gegenständen heranführen und ihnen somit eine weitere Möglichkeit im Umgang mit einem Seil aufzeigen. Weiterhin sind die Schülerinnen und Schüler gefordert, ihre Phantasie anzuregen, was für die nächsten Unterrichtsschritte von Bedeutung ist. Nach Deutung der gelegten Figuren veranlasse ich die Lerngruppe, in vier Kleingruppen von je drei Schülerinnen und Schülern (vgl. Kap. 3.2) die Figur einer Tasse mit Untertasse nach Bildvorlage auf dem Boden zu legen. Die Gruppen erhalten dazu je einen geschlossenen Faden von ca. 1,80 m Länge und je ein Bild einer stilisierten Tasse mit Untertasse (Die Abbildung ist stark vereinfacht - ohne Henkel und eindimensional - , um das Nachlegen zu vereinfachen.). Die Arbeit in Kleingruppen ermöglicht, daß sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig helfen können, damit Mißerfolgserlebnisse minimiert werden können. Dieser Unterrichtsschritt stellt für die Schülerinnen und Schüler einen ersten handelnden Umgang mit dem Faden, den sie auch später für die Fadenspiele verwenden werden, dar. Dabei soll ihr Interesse am Spiel mit dem Faden geweckt werden: Sie müssen ihre Phantasie einsetzen und durch Experimentieren herausfinden, wie sie die Figur erzielen können. Schülerinnen und Schüler, die ihre Figur früher beendet haben, dürfen die Arbeit der anderen Gruppen beobachten. Nach Beendigung der Gruppenarbeitsphase bespreche ich mit den Schülerinnen und Schülern ihre Ergebnisse, wobei die Arbeitsergebnisse verglichen werden und über Erfahrungen berichtet werden soll. Dies dient einerseits der Würdigung der Ergebnisse meinerseits, andererseits sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Arbeiten gedanklich auseinandersetzen und ihre Arbeit reflektieren.

In der Hinführungsphase II verweise ich auf eine weitere Möglichkeit, mit einem Faden eine Tasse mit Untertasse darzustellen und berichte von der Herkunft und der langen Tradition von Fadenspielen. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu exemplarisch von den Indianern und Eskimos als bekannte Fadenspieler hören, da sie diese durch vielfältige Medien kennen. Dabei erfahren sie, daß Fadenspiele nicht nur eine Idee der Lehrerin sind, sondern auch eine wirkliche Bedeutung für diese Völker haben. Alternativ könnte diese Information auch als Text von den Schülerinnen und Schülern erschlossen werden, doch würde dieses Vorgehen die weitere Motivation hemmen, da die Lesefähigkeiten der Klasse sehr unterschiedlich sind. Als Beispiel eines solchen Fadenspiels zeige ich ihnen das Fadenspiel "Tasse mit Untertasse" und frage die Schülerinnen und Schüler, was im Vergleich zu ihren gelegten Fadenbildern an dieser Darstellung anders ist. Durch diese Demonstration lernen die Schülerinnen und Schüler ein erstes Fadenspiel kennen, welches mit den Händen gespannt wird und somit den Unterschied zu ihren Figuren auf dem Boden darstellt. Außerdem soll das vorgeführte Fadenspiel motivierend auf die Schülerinnen und Schüler wirken, auch selbst so etwas auszuprobieren.

In der Phase der Erarbeitung erkläre ich der Lerngruppe, daß sie solche Fadenspiele lernen werden und daß sie dafür in dieser Stunde die Figur "A" wie Anfang lernen, die für die meisten Fadenspiele, u. a. die Tasse, wichtig ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei erkennen, daß für jede neu zu lernende (textile) Technik Grundvoraussetzungen nötig sind. Zur Vorbereitung verteile ich nun an jede Schülerin/jeden Schüler einen roten und einen blauen Gummiring zur Markierung der rechten (rot) und linken (blau) Hand und je Schüler/in einen geschlossenen Faden in den Farben grün/blau. Die Markierung der Hände erleichtert die Unterscheidung der Hände bei der Erarbeitung der Grundfigur "Anfang A" und schließt eventuelle Irritationen der Händigkeit aus (vgl. Kap. 3.4), damit ein Erfolgserlebnis eher eintreten kann. Nun führe ich die Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt an die Grundfigur heran, die Klasse ahmt jeden Schritt nach. Ich führe jeweils erst zum nächsten Schritt, wenn jede/jeder den Faden richtig handhaben kann. Mein Faden ist rot und hat somit als Kontrast Signalwirkung, um die einzelnen Bewegungen besser verfolgen zu können. Diese kleinschrittige Herangehensweise soll der Sicherung von Lernerfolgen dienen und zur Minimierung von Mißerfolgen beitragen. Während dieser Phase stehe ich als Hilfe bereit (vgl. Kap. 3.3/3.5) und veranlasse evtl. auch Schülerinnen und Schüler, sich gegenseitig zu helfen. Alternativ könnten auch Abbildungen zur selbständigen Erarbeitung durch die Schülerinnen und Schüler eingesetzt werden. Diese sind jedoch selten eindeutig und bedürfen oft zusätzlicher schriftlicher Informationen, bei denen die meisten Schülerinnen und Schülern aufgrund ihrer noch nicht ausreichenden Sinnentnahme aus Texten Schwierigkeiten haben würden.

In der Phase der Anwendung zeige ich den "Hosentrick" und frage die Lerngruppe, welche Utensilien für diesen Trick notwendig sind. Sollte eine Schülerin/ein Schüler keine Hosenschlaufe besitzen, halte ich Gürtel als Ersatz bereit. Vor der schrittweisen Vermittlung des "Hosentricks" erhalten die Schülerinnen und Schüler rote und blaue Klebestreifen, um in Anlehnung an die Gummiringe an ihren Handgelenken ihren linken Daumen blau und ihren rechten Zeigefinger rot zu markieren (s. o., vgl. Kap. 3.4). Beim Erlernen des "Hosentricks" müssen die Schülerinnen und Schüler "Anfang A" anwenden. Dies soll sich motivierend auf die Lerngruppe auswirken, denn aus dem gerade Gelernten kann schon ein erster Trick durchgeführt werden. Bei Schwierigkeiten stehe ich helfend zur Seite.

Im Ausklang dieser Stunde lernen die Schülerinnen und Schüler den Trick "Der Faden verschwindet". Diesen Trick werde ich nicht vorher zeigen, da ansonsten seine Pointe verloren gehen würde. Ich werde daher diesen letzten Fadentrick gemeinsam Schritt für Schritt mit den Schülerinnen und Schülern durchführen. Diese Abschlußaktion soll den Spannungsbogen für die nächsten Stunden schaffen.

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7. Stundenverlauf

Zeit/Phase Geplanter Stundenverlauf Arbeits- u. Sozialform Medien
Einstieg
3 Min.
- Begrüßung
- L. legt Seil in Kreismitte und fragt Sch. nach Bezeichnung und Zweck dieses Gegenstandes
- L. faßt Äußerungen zusammen und gibt Thema der Stunde bekannt
frontal
Stuhlkreis
ein zum Kreis geschlossenes Nylonseil mit 6m Länge
Hinführung I
7 Min.
- L. legt mit Seil nacheinander folgende Figuren in Kreismitte (1. Herz, 2. Acht, 3. Apfel) und läßt Sch. jede einzelne Figur deuten
- L. läßt Sch. nach Bildvorlage eine Tasse mit Untertasse legen
- Sch., die früher fertig sind, beobachten die Arbeit der anderen Gruppen
- L. bespricht mit Sch. vergleichend Ergebnisse und Erfahrungen
frontal
Gruppenarbeit
Seil s. o.
pro Gruppe:
Bild einer Tasse mit Untertasse, ein geschlossener Faden (ca. 1,80m Länge)
Fadenbilder der einzelnen Gruppen
Hinführung II
5 Min.
- L. verweist auf eine andere Möglichkeit, mit einem Faden eine Tasse mit Untertasse darzustellen und erzählt von der Herkunft von Fadenspielen
- L. demonstriert das Fadenspiel "Tasse mit Untertasse" mit den Händen und fragt Sch., was im Vergleich zu ihren gelegten Fadenbildern an dieser Darstellung anders ist
L.-Vortrag
Faden der Lehrerin
Fadenbilder der Sch.
Erarbeitung
15 Min.
- L. erklärt Sch., daß sie solche Fadenspiele lernen werden und daß sie dafür in dieser Stunde die Figur "A" wie Anfang lernen, die für die meisten Fadenspiele, u. a. Tasse, wichtig ist
- L. verteilt Gummiringe, läßt Hände markieren und teilt Fäden aus
- L. führt schrittweise an die Grundfigur heran, Sch. ahmen nach
- L. gibt ggf. Hilfestellung
frontal
L.-Demonstration
pro Sch.:
ein roter und ein blauer Gummiring, ein Faden
Anwendung
10 Min.
- L. zeigt "Hosentrick"
- L. vermittelt Sch. die Durchführung des "Hosentricks", dazu erhalten Sch. rote und blaue Klebestreifen zur Markierung des linken Daumens und des rechten Zeigefingers
- Sch. ohne Hosenschlaufe erhalten Gürtel
- L. steht für Hilfen zur Verfügung
L.-Demonstration
frontal
Faden und Hosenschlaufe von L.
pro Sch.:
ein roter und ein blauer Klebestreifen, Faden, Hosenschlaufe oder Gürtel
Ausklang
5 Min.
- Abschlußaktion: "Der Faden verschwindet" frontal Fäden

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8. Literatur


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© Claudia Sobotta


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